Philosophie

Wie sich die Vernunft im Humor zeigt

Bertolt Brecht meinte einmal bei Gelegenheit, es sei schlimm, in einem Land zu leben, in dem es keinen Humor gibt. Noch schlimmer allerdings sei es, in einem Land zu leben, in dem man Humor braucht! Nun leben wir nicht nur in einem Land, sondern auf einem Globus, auf dem wir Humor dringend benötigen. Denn angesichts einer aus den Fugen geratenen Welt und angesichts der Tatsache, dass keiner da ist, sie wieder einzurenken (Hamlet), muss man entweder verzweifeln oder aber Humor entwickeln.

Dem Terminus und dem Phänomen des Humors widmeten sich in der Vergangenheit sowohl Literaten, Wissenschaftler und Philosophen als auch – als gelebter und erlebter Humor – Millionen von Menschen. Bevor man sich jedoch dem Humor auf einer wissenschaftlichen oder philosophischen Ebene zuwenden kann, muss man sich um eine Einbettung dieses Begriffs in das ihn umgebende terminologische Umfeld bemühen. So gibt es neben dem Humor ganz unterschiedliche Phänomene wie etwa Witz, Komik, Ironie, Parodie, Karikatur, Kalauer, Farce, Spaß, Schnurre, Posse, Ulk, Spott, Zweideutigkeit, Satire, Pointe, Jux, Anekdote, Schwank, Stichelei, Clowneskes, Laune, Esprit, Schlagfertigkeit, Zote, Schabernack, Faxen, Lachhaftes, Burleskes, Groteskes und so fort.

Einige dieser Begriffe hat der phänomenologisch orientierte Philosoph Iso Kern (geboren 1937) in seinem Buch Wie sich die Vernunft im Humor zeigt (Basel 2022) untersucht und zum Humor in Bezug gesetzt. Dabei erläutert er anhand von literarischen Beispielen aus der Antike (Aristophanes‘ Die Wolken), dem Barock (Molières Der Menschenfeind), der Klassik (Goethes Faust) sowie des 19. Jahrhunderts (Gogols Die Nase) einige Charakteristika von Komik und Humor. Außerdem stellt er die Unterschiede von beispielsweise Galgenhumor, Witz, politischer Satire und Verballhornung dar und zitiert Sigmund Freuds Abhandlung Der Humor(1927). Vor allem jene Kapitel, in denen Iso Kern dem Humor im Alltag nachgeht (z.B. Karikierung von diversen Nationen und Volksgruppen, Berufsgruppen, Politikern) oder in denen er längere Passagen aus seinen literarischen Beispieltexten zitiert, lassen den Leser bisweilen schmunzeln und induzieren bei ihm weitergehende Überlegungen zum Thema Humor und Vernunft.